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Anekdoten zum Nachdenken

Der Tempel der 1000 Spiegel

In einem fernen Land gab es vor langer Zeit einen grossen Tempel mit 1000 Spiegeln. Eines Tages verirrte sich ein Hund dort hin. Er sah sich plötzlich 1000 anderen Hunden gegenüber. Er begann zu knurren und sah, wie 1000 andere Hunde ebenfalls knurrten. Da steigerte sich sein Zorn – und die Wut der anderen Hunde ebenfalls. Erst nach langer Zeit fand der Hund völlig erschöpft den Ausgang. „Wie ist die Welt doch böse“ sagte sich der Hund, „sie besteht aus lauter wütenden Hunden“.
Er hielt es für erwiesen, dass ihm andere Hunde feindlich gesinnt waren. Die Welt war für ihn ein bedrohlicher Ort, und er lebte verbittert bis ans Ende seiner Tage…

Nach einiger Zeit kam ein anderer Hund in den Tempel der 1000 Spiegel. Auch er sah sich 1000 Hunden gegenüber, und der Hund freute sich und wedelte freundlich mit dem Schwanz. Da wedelten die 1000 Artgenossen zurück, und der Hund freute sich, dass die anderen Hunde sich freuten, und die Freude fand kein Ende. So ging der Hund immer wieder in den Tempel, um sich mit den anderen Hunden zu freuen. „Überall gibt es freundliche Hunde, die mit dem Schwanz wedeln!“
Er hielt es für erwiesen, dass ihm andere Hunde wohlgesinnt waren. Die Welt war für ihn ein freundlicher Ort, und er lebte glücklich bis ans Ende seiner Tage…

(Shaolin Geschichte)

Das Geheimnis der Zufriedenheit

Es kamen einmal ein paar Suchende zu einem alten Zen Meister. "Herr", fragten sie "was tust Du, um glücklich und zufrieden zu sein? Wir wären auch gerne so glücklich wie Du." 
Der Alte antwortete mit mildem Lächeln: "Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich, und wenn ich esse, dann esse ich."
Die Fragenden schauten etwas betreten in die Runde. Einer platzte heraus: "Bitte, treibe keinen Spott mit uns. Was du sagst, tun wir auch. Wir schlafen, essen und gehen. Aber wir sind nicht glücklich. Was ist also Dein Geheimnis?"
Es kam die gleiche Antwort: "Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich, und wenn ich esse, dann esse ich."
Die Unruhe und den Unmut der Suchenden spürend fügte der Meister nach einer Weile hinzu: "Sicher liegt auch Ihr, und Ihr geht auch, und Ihr esst. Aber während Ihr liegt, denkt Ihr schon ans Aufstehen. Während Ihr aufsteht, überlegt Ihr, wohin Ihr geht, und während Ihr geht, fragt Ihr Euch, was Ihr essen werdet. So sind Eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo Ihr gerade seid. In dem Schnittpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt. Lasst Euch auf diesen nicht messbaren Augenblick ganz ein, und Ihr habt die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein.

 

Leihe mir ein Tier

"Ich will dir ein Tier für eine Weile leihen", hat Gott gesagt. "Damit du es lieben kannst, solange es lebt, und trauern, wenn es tot ist. Ich kann dir nicht versprechen, dass es bleiben wird, weil alles von der Erde zurückkehren muss.
Wirst du darauf aufpassen, für mich, bis ich es zurückrufe? Es wird dich bezaubern um dich zu erfreuen und sollte sein Bleiben nur kurz sein, du hast immer die Erinnerungen, um dich zu trösten.
Willst du ihm alle deine Liebe geben und nicht denken, dass deine Arbeit umsonst war? Und mich auch nicht hassen, wenn ich das Tier zu mir heim hole?"
Mein Herz antwortete: "Mein Herr, dies soll geschehen. Für all die Freuden, die dieses Tier bringt, werde ich das Risiko der Trauer eingehen. Wir werden es mit Zärtlichkeit beschützen und es lieben, solange wir dürfen. Und für das Glück, das wir erfahren durften, werden wir für immer dankbar sein.
Aber solltest du es früher zurückrufen, viel früher, als geplant, werden wir die tiefe Trauer meistern und versuchen, zu verstehen. Wenn unser geliebtes Tier diese Welt voll von Spannung und Zwietracht verlässt, schicke uns doch bitte eine andere bedürftige Seele, um sie ihr Leben lang zu lieben."

- Autor unbekannt -